Im Rollstuhl an den Chiemsee

„Barrierefrei“ war lange Zeit kein geschützter Begriff. Was im Einzelnen damit gemeint ist, zeigt die Realität vor Ort. Am Urlaubsziel angekommen, stellt der ein oder andere fest, dass „Barrierefreiheit“ nur ein Weg aus kleinen Schottersteinen meint, aber dennoch unüberwindbar bleibt, dass es bedeutet, beschwerliche Umwege zu einer Toilette zurücklegen zu müssen, oder dass eine Dampferfahrt beworben wird und niemand ist auf einen Rollstuhlfahrer eingerichtet. Viele Orte sind mit ihren Ausflugszielen nicht genügend vorbereitet auf Menschen mit Handicap. Der Chiemgau mit seinem größten See ist ein Veteran im Dienste der Barrierefreiheit“. 2008 startete eine Initiative, die sich das Motto „Tourismus für Alle“ auf die Fahne geschrieben hat und 19 Mitgliedergemeinden im Chiemgau motiviert hat, ihre Urlaubsregion Handicap-gerecht umzugestalten. Schließlich entstanden eine Fülle an barrierefreien Urlaubsangeboten quer durch alle Sparten. Zertifiziert sind die besten mit dem deutschlandweiten Kennzeichen „Reisen für Alle“.

Im Winter

Die Wendelsteinbahn, älteste Hochgebirgsbahn, ist seit langem auf Rollstuhlfahrer eingerichtet. Die knapp 30-minütige Fahrt zum Wendelstein ist voller beeindruckender Ausblicke. Auch die Seilbahn kann problemlos von Menschen mit körperlichen Einschränkungen genutzt werden. Von hoch oben geht es mit dem Rollstuhl wieder nach unten und weiter auf der Reise nach Prien am Chiemsee. Das Kino macht Platz für alle und lässt bei schlechtem Wetter keine schlechte Laune aufkommen. Sowohl in Prien als auch in Chieming gibt es darüber hinaus eine Fülle an Wellness-Angeboten in ausgesuchten Hotels.

Im Sommer

Landschaftlich reizvolle Wanderwege in Aschau und Gstadt, dort ein spannender Naturlehrpfad auf 1,2 Kilometern durch Moorlandschaften mit oder ohne Führung, hier ein Erlebnispark mit stufenlosen Spazierwegen. Wem das dennoch zu „trocken“ ist, kann mit dem Rollstuhl am Ufer des Chiemsees entlangfahren oder mit einem ausgeliehenen Strandrollstuhl direkt ins Wasser gleiten. Schöne flache Strände gibt es in Prien, in Übersee, in Gstadt und in Chieming. Ein bisschen mehr Action gefällig? Aber gerne, bei einer Kutschfahrt auf der Herreninsel oder beim Besuch des barrierefreien Bauernhofs ins Bernau. Ganz nebenbei lassen sich hofeigene Produkte genießen und Pferde streicheln. Lacht die Sonne im Blau über dem See, wird der Rucksack gepackt für die Bootstour, entweder mit der Chiemsee Schiffahrt oder mit einem eigenen Boot. In diesem Fall bleibt der Rollstuhl am Ufer und steht unter Aufsicht. Am Ende ist das Schloss Herrenchiemsee das Ziel. Es ist vom Schiff aus mit dem Rollstuhl leicht zu erreichen.

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