Der Frillensee – Bergjuwel mit Eissportgeschichte
Wer in Traunstein, dem größten Ort des südlichen Chiemgaus, am Viadukt steht und in die Wasser der darunter rauschenden Traun schaut, der mag sich fragen, woher dieser Fluss kommt. Nun, ein Teil des Wassers, das der Betrachter sieht, entstammt der Roten Traun, die sich unterhalb von Siegsdorf mit der Weißen Traun vereint. Die Rote Traun aber entsteht ihrerseits am Ausgang des Wintersportorts Inzell, jenem Ort, wo der Chiemgau in das Berchtesgadener Land übergeht, aus dem Zusammenfluss des Schmelzbachs mit dem Großwaldbach. Der letztgenannte aber führt die Wasser auch des Frillenseebaches mit sich, der vom Frillensee herunterkommt. Die Welt nun kennt den Frillensee kaum, den Inzellern aber hat er einst Welt bedeutet. Um das zu verstehen, muss man Jahrzehnte zurückblicken. Doch zunächst zum See selbst.
Das gut 920 m hoch gelegene Gewässer ist vom Forsthaus Adlgaß oberhalb Inzells auf einer Wanderung von etwa 3,5 km Länge zu erreichen. Oben angelangt, wird der Wanderer belohnt vom Blick auf ein im Sonnenlicht grünlich schimmerndes, weithin von Bergwald umgebenes Wasser. Es zieht sich hin über eine Fläche von einem guten Dutzend Tagwerk. Oberhalb geht der Wald langsam in grauen Fels über, der markante Zwiesel grüßt mit seinen nördlichen Hängen hernieder. Ein eigener Zauber geht von der Szenerie aus, umso mehr, wenn es ruhig ist.
Zeitweise unterbrochen wurde die Ruhe vor etlichen Jahrzehnten mit Sportereignissen, die freilich auch ihren besonderen Reiz entfalteten. Auf dem Frillensee fanden nämlich von 1960 bis 1963 die Deutschen Eisschnelllaufmeisterschaften statt. Dort oben herrschten strenge Winter, was die Eisbildung beförderte. Doch gingen die Vorbereitung und das Abhalten der Veranstaltungen mit einem gehörigen Aufwand einher. Die Infrastruktur war nach heutigen Maßstäben kaum ausgebaut, die Entfernung vom Talort Inzell nicht zu unterschätzen, und dazu kam das Wetter: Der Deutsche Eissport Club Frillensee berichtet, dass während der Deutschen Meisterschaft 1962 vom späten Nachmittag des 27. bis zum Morgen des 28. Januar 93 cm Neuschnee niedergingen. Die große Aufgabe wurde bewältigt, die Wettbewerbe fanden statt. Doch wurde dann im Tal, am Ortsrand von Inzell, das weltbekannt gewordene Kunsteisstadion gebaut, auf dem Größen wie Erhard Keller ihre Bahn zogen.
Seither hat der bezaubernde Frillensee wieder seine Ruhe, die deutsche Sportgeschichte aber wird in ihm noch eine Weile nachhallen. Immerhin hat er als Katalysator für die Entwicklung des Eissports in Deutschland gewirkt.