Der Chiemsee und die Tiroler Achen
Wer den Hochfelln, einen der Hausberge des Chiemsees, hinaufsteigt, dem kann sich am Gipfel ein wunderbares Panorama auftun. Gegen Norden hin wandert das Auge dabei über das Voralpenland. Eingeschmiegt in dasselbe ist eine mild-blau schimmernde, große Wasserfläche, das „Bayerische Meer“, der Chiemsee. Auf diese Wasser von Süden zukommend wird der Betrachter dann ein breites, dunkelgrünes Waldband bemerken und in diesem zuweilen auch einen grau-blauen Körper aufblitzen sehen. Das ist die Tiroler Ache, ihr verdankt der See gut zwei Drittel seines Wassers.
Hätte nun derselbe Betrachter vor 50 Jahren auf die Landschaft geschaut, hätte er damals eine noch größere Wasserfläche wahrnehmen können. Vor 200 Jahren gar hätte sich das Ufer noch bis zum Ort Grabenstätt erstreckt. Tatsächlich schiebt sich das landbildende Delta der Ache über die Jahre erkennbar in den See hinaus. Die Arbeit dieses Flusses am Chiemsee ist also beachtlich und Grund genug, ihn ein wenig näher ins Visier zu nehmen. Sein Ursprung liegt im Salzburgischen auf knapp 1.800 m Höhe. Seinen Namen bekommt er erst bei seinem Übertritt in den Chiemgau, in Tirol führt er je nach Region weitere Bezeichnungen. Auf seinem Lauf bis zum Chiemsee bewältigt er einen Weg von knapp 80 Kilometern. Im See kommt die Ache dann zur Ruhe und übergibt ihm große Mengen an mitgeführtem Feinsand, Schwebstoffen und Kies. Für Vogel- und Pflanzenkundler ist das seit 1954 unter Naturschutz stehende Mündungsgebiet sehr attraktiv. Auf einem Aussichtsturm lassen sich dabei Vögel beobachten.
Wer das Tal der Tiroler Ache erkunden will, kann das auf dem Achental-Radweg, vom Chiemsee bis hinauf zur Grenze nach Tirol, tun. Auf der Route, die bis nach Grassau ausstreicht, und ansonsten die Uferorte Übersee, Marquartstein, Unterwössen und Schleching besucht, werden den Ausflüglern beeindruckende Zeugnisse der Architektur, so die Überseer Kirche und die Marquartsteiner Burg begegnen. Begleiten werden sie auch das so reizvolle wie kontrastreiche Farben- und Formenspiel der hellen Wiesen im Tal und der sich darüber erhebenden, dunkel leuchtenden Bergwälder, oberhalb derselben sich dann das Grau der Felsen schimmernd heraushebt. In den Lüften lässt sich vielleicht auch einer der Segelflieger ausmachen, die am Flugplatz in Unterwössen starten und landen. Ausklingen lassen kann man den Ausflug wieder am Chiemsee und zu einer guten Mahlzeit, etwa einem Fischgericht und einem Glas Weißwein, in eines der urigen Restaurants einkehren.